12H Spa-Francorchamps, 24.04.2022

“Mal sehen, ob das funktioniert.” Genau das habe ich mir gedacht, als ich mich Anfang des Jahres für eine akkreditierung für mein erstes offizielles Rennen anmeldete.

Seit dem ich mit der Fotografie begonnen habe war es mein großes Ziel, ein mal ein Rennen wie ein Profi zu shooten. Mit komplettem Zugang zum fahrerlager, der Boxengasse, und so weiter. Ich glaube, es gibt nicht viel besseres für einen Autonarr wie mich.

Karfreitag, 15. April 2022. nichtsahnend sitze ich am Schreibtisch, mein Handy vibriert. Eine neue E-mail mit dem Betreff “12H SPA-FRANCORCHAMPS | Media information”. Verdutzt und doch irgendwie erfreut öffne ich die E-mail. Infos zur Abholung der Fotoweste, sicherheitshinweise, Fotoplan… es war alles dabei. Langsam aber sicher wurde mein Grinsen immer größer.

Jedoch blieb eine gewisse Unsicherheit. Ich konnte mich daran erinnern, im Akkreditierungsprozess eine Firma angeben zu müssen. NBLKRVISUALS ist keineswegs eine Firma. Zudem habe ich keinen Presseausweis. Erneut dachte ich mir “Mal sehen, ob das funktioniert.”…

Sonntagmorgen, 24.04.2022. 06:15 Uhr. Akkus aufgeladen? Check. Alle Speicherkarten und Polfilter dabei? Check. Objektive sauber? Check. Nur wenige Minuten später saß ich im Auto und machte mich auf den Weg.

Rund zwei Stunden später war ich endlich angekommen. Der circuit de Spa-Francorchamps ist ca. 50 Kilometer von der deutsch-belgischen Grenze entfernt und liegt in den belgischen Ardennen, quasi dem belgsich-französichen Gegenstück der Eifelregion in Deutschland. Die Rennstrecke wurde 1922 eröffnet und ist nach diversen Umbauten rund 7 Kilometer lang. Sie ist eine der bekanntesten Rennstrecken weltweit. Die STrecke ist aufgrund ihrer schnellen und unberechenbaren Kurven unter rennfahrern äußerst beliebt. Zahlreiche Größen des Motorsports konnten hier Siege einfahren, darunter Michael Schumacher, Ayrton Senna, Lewis Hamilton… die Liste ist schier endlos.

Nachdem ich dann nun aus dem auto ausstieg, machte ich mich auf Richtung fahrerlager um mir dort im Media center meine Fotoweste abzuholen. Ich schaute auf meinem Lageplan des Fahrerlagers, den ich in der E-Mail erhalten hatte nach und wunderte mich doch, wo denn das Media Center war. Schließrlich war es doch groß auf dem Ausdruck in rot markiert. Dann entdeckte ich die Aufschrift “Press Room” auf einer der Glastüren des Boxengebäudes. “Das muss es sein”, dachte ich mir. Und so sollte es auch sein, denn nicht mal ein paar Minuten später war ich startklar.

Anfangs ein wenig unsicher spazierte ich durchs Fahrerlager und schaute nach Wegen, um zu den verschiedenen Streckenabschnitten zu kommen. Ich sah ein offenes Tor, durch das man in Richtung Pouhon (eine der schnellsten kurven der Strecke) laufen konnte. Als ich dann noch jemand anderen mit einer Fotoweste in die gleiche Richtung laufen sah, schloss ich mich dem jenigen an. “Der weiß schon, wie man hier überall hin kommt”, dachte ich mir.

Kurze Zeit später war ich schon am Tor zur Service Road bei Pouhon. Das kleine Eingangstor stand offen und wir liefen noch ein Stück entgegen der STrecke zum ersten Fotospot. Eine schnelle Linkskurve mit leichtem gefälle.

Nach kurzer Zeit dröhnten schon die ersten motoren und das letzte der zwei Support Rennen ging los. Der Prototype Cup Germany, eine Rennserie ausschließlich für Prototypen der LMP3-Klasse, hielt sein Erstes Saisonrennen ab.

Das Rennen ging etwa 45 Minuten, und ich konnte bereits einige tolle Aufnahmen machen. Kurz nach Rennende entschied ich mich dazu, den Start des Hauptrennens an einem Anderen Streckenabschnitt zu fotografieren. Les Combes, eine schnelle rechts-links Kombination nach der ersten langen Gerade. Präzise Fahrzeugführung und optimaler Speed am Kurvenausgang sind hier der Schlüssel zu einer guten runde. Außerdem müssen die hier Fahrzeuge hart anbremsen. schließlich gilt es nach einer langen Vollgasfahrt von knapp einem Kilometer, das Auto von mindestens 260 km/h auf etwa 130 km/h abzubremsen und perfekt für das Kurvengeschlängel zu positionieren. Ich beschloss, den Start in der linkskurve zu verbringen.

Es ist 11:20 Uhr, das Rennen ging nach einer Aufwärmrunde endlich los. Die Motorengeräusche wurden immer lauter, und schon bogen die Fahrer in die Kurve ein. Ein bunter Mix aus Fahrzeugen der Klassen GT3, GT4, TCR und des Porsche Carrera Cup fuhren hier mit. Angeführt wurde das Feld von einem Ferrari 488 GT3 des Teams WTM rACING, dicht gefolgt von einem Mercedes-Benz AMG GT3.

Etwa 30 Minuten nach Rennstart lief ich zum ersten Teil von Les combes, der Rechtskurve. Hier ist man gerade mal rund sieben Meter von den Autos entfernt, wenn sie an einem mit einem ohrenbetäubenden Sound vorbei rasen. Ein unglaubliches Feeling.

Gerade Fahrzeuge der TCR-Klasse lieferten hier eine besondere Show ab, denn ab und an verlor während des einlenkens das rechte hinterrad den Bodenkonakt und hing gut eine Sekunde frei in der Luft. Keine Seltenheit bei diesen Rennwagen, die auf Fahrzeugen der Kompaktklasse basieren.

gut eine Stunde später machte ich mich auf den Weg zu Pouhon, einer doppel-linkskurve. eine äußerst schnelle Kurve, die selbst den besten Fahrern einiges abverlangt. Kurz anbremsen, das auto etwas rollen lassen und den ersten Scheitelpunkt treffen. Dann Vollgas, nicht zu weit nach außen kommen, den zweiten Scheitelpunkt erwischen und das Auto für die nächste Kurve platzieren. In der Formel 1 wird dir Kurve vollgas gefahren.

Ich stand ziemlich mittig und hatte aufgrund der Art der Kurve viel Zeit, die Fahrzeuge perfekt zu treffen. Zudem war es eine perfekte Gelegenheit, den Sound der Rennwagen zu genießen.

Als nächstes lief ich zum Streckenabschnitt namens Fagnes. Ähnlich wie Les Combes ist es eine rechts-links Kombination, die auch nicht zu unterschätzen ist. Auch hier wird stark angebremst, die Kurve wird in einem GT3-Fahrzeug mit etwa 220 km/h angefahren.

Es war nun Zeit, das 30mm Objektiv auszupacken. Meine Idee war es, die Rennwagen bei möglichst langer Verschlusszeit so nah wie möglich im Bild einzufangen. Damit wird dem Foto eine gewisse “Schnelligkeit” (so nenne ich es jetzt mal) verliehen. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen…

Um etwa 14:00 Uhr machte ich eine kurze Pause. In der prallen Sonne wurde einem doch recht schnell warm und man wurde etwas müde, also hockte ich mich auf den nächstbesten Stein und entspannte für etwa 20 Minuten und schaute dem rennen zu.

Mein nächstes Ziel war die Boxengasse. Der Weg dorthin führte mich an einer langen Vollgaspassage entlang, die an der sogenannten Bus Stop Schikane endete. Durch das Fahrerlager gelang ich schließlich in die Boxengasse.

erst hier begriff ich, wie surreal es sich doch anfühlte. Man war fast schon ein teil des geschehens, konnte die Räder an den Rennwagen beim Boxenstopp so gut wie selbst wechseln. In Sachen Nähe zu den Autos, den Teammitgliedern oder Zugang zu den einzelnen Boxen der Teams waren hier nahezu keine Grenzen gesetzt.

Am Anfang der Boxengasse war die sogenannte Penalty Box. Hier mussten die Fahrer mit ihrem Rennwagen halten und eine Zeitstrafe absitzen, bevor es wieder auf die Strecke ging. Ein vorteil für Fotografen: die digitale positionsanzeige in der Frontscheibe zeigte im countdown an, wie lange die Strafe abzusitzen war. So wusste man genau, wie viel Zeit man hatte um das perfekte Foto aufzunehmen. Noch besser: In der Penalty Box hatte man freie Sicht auf das Auto, ganz ohne “störende” Boxencrew.

Zu guter Letzt ging es noch zur ersten Kurve, La Source. Eine enge Haarnadelkurve, die die Fahrer hinab Richtung Radillon und eau Rouge schickt. Das einzige, was einen hier von den Autos trennt, ist eine rund 30 Zentimeter breite Mauer.

Zur La Source gelangt man über die Boxengasse. Am Ende der Boxengasse eine Leiter auf die Boxenmauer hinauf klettern und noch etwa 50 Meter laufen. Leider hatte ich kein Weitwinkelobjektiv zur Hand, dementsprechend konnte ich keine Aufnahmen genau am Scheitelpunkt der Kurve machen. Aber für den Kurvenausgang reichte das 30mm Objektiv allemal.

Mittlerweile war es schon 16:30 Uhr und ich wurde allmählich schlapp, schließlich war man schon seit 05:00 uhr morgens wach. Also ging es wieder richtung Press Room, wo ich die geliehene Fotoweste und den Pfand wieder bekam. den Media Pass durfte ich jedoch behalten, was ein ziemlich cooles Andenken an den tag ist.

Alles in allem war es ein toller Tag. Ich konnte weiter Erfahrungen im Bereich der Motorsportfotografie sammeln und meine Techniken weiter verbessern. Und wer weiß, vielleicht statte ich der Rennstrecke im Juni schon meinen nächsten Besuch ab…

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NASCAR GP Belgium, 09.10.2022