NASCAR GP Belgium, 09.10.2022
“Wird schon schief gehen…”
Etwa vier Wochen, bevor ich nach Zolder fuhr, schaffte ich es im Urlaub mein Knie außer Gefecht zu setzen. Wie? In dem ich mein linkes Bein einmal komplett überstreckte, zwei Bänder anreißen ließ und meine Kniescheibe aus ihrer Position raus und wieder rein sprang. Ergo: drei Wochen Schiene tragen, tonnenweise Ibuprofen, diverse Arztbesuche und Krücken.
Am 04. Oktober, dem Tag an dem ich endlich die Schiene ablegen durfte, erhielt ich eine E-Mail. Sie begann wie folgt:
“Dear Press member, you are recieving this e-mail because you have been granted media credentials for the upcoming October 8-9 NAScAr GP Belgium at Circuit Zolder.”
Jedoch wollte ich mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Schließlich musste ich schon das Rennen der International GT Open in Spa-Francorchamps Anfang Juni aufgrund von COVID-19 ausfallen lassen. Gut, das mein Arzt mir empfohlen hat, mal das Laufen ohne Krücken zu üben. Dementsprechend wurde dies auch konsequent umgesetzt. Und es wurde von Tag zu Tag besser. Am Samstagabend habe ich den Rucksack gepackt, in der Hoffnung, dass Sonntag alles mit meinem angeschlagenen Bein klappt. Das tat es dann auch.
Also nahm ich Sonntagmorgen gegen viertel nach sieben die Fahrt nach Zolder auf. Zolder liegt gerade mal etwas mehr als 10 Kilometer von Hasselt entfernt, der Geburtsstadt eines gewissen zweimaligen Formel 1-Weltmeisters. Die Rennstrecke ist rund vier Kilometer lang und verfügt über 10 Kurven und war von 1973 bis 1984 der Austragungsort für den großen Preis von Belgien der Formel 1. Gilles villeneuve verlor hier 1982 während des Qualifyings auf tragische Weise sein Leben, nach ihm ist die zweite Schikane der Strecke benannt (Gilles Villeneuve Chicane).
Am Circuit Zolder Welcome Center angekommen, wurden alle relevanten Dokumente überprüft sowie die Haftungsbeschränkung unterschrieben. Im Gegenzug erhielt ich mein Presseticket sowie den Presse-Parkausweis. Danach war nur noch ein kurzer Abstecher ins Media Center (was deutlich einfacher zu finden war als in Spa-Francorchamps) um den restlichen Papierkram zu erledigen, und schon hatte ich mein fotobändchen. Bändchen in dem Sinne, dass es eine Art klettband war, das man sich um den Arm legen sollte. Mal etwas anderes als eine Fotoweste. Mein erster fotosport war übrigens zwsichen Kurve zwei und drei (Sterrenwachtbocht und Kanaalbocht). wie ich dort hin kam, war fast schon ein kleines Abenteuer. Fix den Marshall gefragt ob ich noch hinter die Leitplanke darf und einmal quer über die Rennstrecke laufen. Dann nur noch über die zahlreichen Stahlplatten, die über einen schmalen Graben hinter der Leitplanke ausgelegt (teilweise nicht mal richtig überlappend) waren. Etwas heikel, aber durchaus machbar.
Leider verpasste ich das Warm-Up der NASCAR Whelen Euro Series (fortlaufend NWES genannt) aufgrund meiner mangelnden geschwindigkeit beim laufen, doch glücklicherweise waren auch noch andere Rennserien am Start. Zum Beispiel der Belcar Skylimit Sprint Cup. Eine Rennserie für Amateure und ambitionierte Hobby-Motorsportler, in der zu Rennwagen umgebaute Straßenwagen oder aber auch Cup Fahrzeuge wie Renault Clio & Ford Fiesta mit von der Partie sind, sowie die MitJet International, eine Serie die ebenfalls an Privatiers gerichtet ist.
Man könnte meinen, die Fahrzeuge der MitJet International sind zu heiß gewaschene GT3 Rennwagen. Nichts desto Trotz sorgen 300 PS bei gerade einmal 830 KG Gewicht für ordentlich Rennaction.
Jedoch war ich hauptsächlich wegen der NWES vor Ort. Schließlich bin ich seit 2012 Fan und aktiver Zuschauer der NASCAR Cup Series, dem amerikanischen Original. Zwar sind die Fahrzeuge der europäischen Serie ähnlich, haben aber dennoch gewisse Unterschiede, die 2022 mit der Einführung des sogenannten “GEN 7”-Fahrzeugs in der NASCAR Cup Series noch größer wurden. davor lagen die größten Unterschiede lediglich nur in puncto Leistung und Karosserie vor. Der Sound der donnernden V8 Motoren blieb dennoch unverändert…
Die NWES trug zwei Rennen im Laufe des Tages aus. Das Erste am Vormittag, das zweite am Nachmittag. Für das Erste Rennen habe ich meinen Fotospot nicht geändert, die Perspektiven die ich mit den vorher geschossenen Bildern während den anderen Rennen erzeugen konnten, gefielen mir durchaus.
Kurze Zeit später fuhren die Boliden aus der Boxengasse für ihre Installationsrunde und der anschließenden Startaufstellung. Jedem Motorsportfan geht das Herz auf, wenn Autos mit solch einem Bollern an einem vorbei rasen…
Das schöne an der NWES ist, dass alle Fahrzeuge nahezu identisch sind. Dementsprechend ist das Racing auch recht eng und hart umkämpft, egal ob es um den ersten Platz geht oder den 10., etc. Fotos kamen auf jeden Fall reichlich zu Stande.
Zwischen dem ersten und zweiten Rennen machte ich eine Pause, vor allem auch um mein linkes Knie etwas zu entlasten. Für das zweite rennen der NWEs positionierte ich mich am Ausgang der letzten Schikane, der Jacky Ickx Chicane. Im gegensatz zu meinem ersten fotospot war ich dort nicht alleine, im erlaubten Bereiche waren mit mir sechs Fotografen anwesend.
Gerade hier konnte ich Frontalaufnahmen der Autos machen, während diese auf die start/Zielgerade beschleunigten. Ich denke, die sind doch ganz gut gelungen.
Gegen 15 Uhr war auch das zweite Rennen vorbei, was unter gelber Flagge endete. Mit einem heilen Knie wäre ich wahrscheinlich noch durch das Fahrerlager / die Boxen gegangen und hätte noch mehr Aufnahmen gemacht, aber das wollte ich meinem Knie nicht an tun. Und so ging es nach einem langen Tag schließlich wieder nach Hause, zudem konnte ich wieder weitere tolle Erfahrungen (und vor allem Aufnahmen) machen. Ich denke, dass wird nicht mein letztes NWES Event bleiben…